Die meisten Experten behaupten, dass die Zucht des English Setters sich vor rund 400 Jahren aus dem Spaniel heraus etablierte. Aus alten Zeichnungen und Berichten vermutet man, dass die ersten Setter aus Kreuzungen spanischer Pointer, Wasser-Spaniels und Springer-Spaniels hervorgingen. Mit mehr oder weniger lockigem Haar und an den Spaniel erinnernder Kopfform entsprachen sie dem heutigen Rassetyp nur bedingt.
Die modernen English Setter, wie wir sie kennen, gehen ohne Zweifel auf die züchterischen Erfolge des Mr. Edward Laverack (1797 - 1877) zurück, der um 1825 von einem gewissen Reverend A. Harrison die Setter-ähnlichen Hunde "Ponto" und „Old Moll" bekam. Rüde und Hündin waren beide schwarz-weiß; mit ihnen begründete Laverack seine Zucht.
Aus dieser Paarung züchtete er in strenger Inzestpaarung nach von ihm entwickelten Regeln Setter mit hervorragenden jagdlichen Eigenschaften und gutem Aussehen. Er trainierte seine Hunde in dem schwierigen Gelände des schottischen Hochmoores, wobei er strengste Leistungsauslese betrieben haben soll. Es entstanden English Setter mit einer hohen Gleichmäßigkeit im Typ und in der Leistung. Bald waren seine "Laverack-Setter" weit über die Grenzen des Mutterlandes hinaus, bis nach Übersee, bekannt. Mit zunehmenden Alter legte Laverack sein Hauptaugenmerk jedoch nur noch auf die Zucht schöner Hunde; ein Zuchtziel, das zweifelsohne einfacher zu erreichen ist. So kam es, dass seine Setter bei den strengen Ausleseprüfungen (Field Trials) nichts mehr gewinnen konnten.
In Gestalt des Walisers Mr. R. Purcell Llewellin (1840-1925) erschien ein neuer Züchter auf der Bildfläche. Llewellin baute sich aus einer Mischung von Gordon Setter-, Irish Setter- und Laveracksetter-Blut einen eigenen Setterstamm auf. Er kannte von Anfang an nur ein Zuchtziel: einen für die Feldjagd idealen Hund - das Aussehen war für ihn zweitrangig.
Die Zeit von 1819 bis 1874 kann daher als die wichtigste geschichtliche Epoche in der Zucht des English Setters bezeichnet werden.
Schon lange vor 1900 importierte man vereinzelt englische Hühnerhunde nach Deutschland und begründete hier eigene Zuchten. Dadurch, dass die Jagd nicht mehr nur dem Adel vorbehalten war, entstand in der jagenden Bevölkerung ein großer Bedarf an brauchbaren Vorstehhunden für die Niederwildjagd. Cirka 500 English Setter wurden von 1880 bis 1890 ins Deutsche Hundestammbuch (DHSB) eingetragen – die Blütezeit des English Setters in Deutschland.
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts begann die Popularität der englischen Vorstehhunde in Deutschland abzunehmen; die Zuchtzahlen gingen kontinuierlich zurück. Hintergrund waren die politischen Verhältnisse: das Streben des deutschen Reiches zur Weltmacht verknüpft mit aufkommendem Nationalismus. Eigene deutsche Vorstehhunderassen wurden geschaffen, welche die englischen Vorstehhunde vielerorts verdrängten. Auch die Jagdart auf Federwild veränderte sich: die Einzeljagd mit dem Vorstehhund wurde mehr und mehr durch große Treibjagden ersetzt, bei denen vermehrt Stöberhunderassen zum Einsatz kamen.
Nach dem 2. Weltkrieg lag die English Setter-Zucht in Deutschland am Boden, viele Blutlinien und Stämme existierten schlichtweg nicht mehr. Einzelnen Liebhabern und Förderern der Rasse ist es zu verdanken, dass durch Import und züchterische Bemühungen wieder eine gewisse Basis aufgebaut wurde.
Bis heute hat dieser schöne mittelgroße, elegante und robuste Hund mit seinem weichen, seidigen Fell nichts von seiner Leistung und Schönheit verloren und ist - zum Glück - weit davon entfernt, ein Modehund zu sein.