Was ist denn eigentlich ein Familienhund?
Und was zeichnet einen Jagdhund aus?


Historisch gesehen ist der English Setter eindeutig ein Jagdhund. Jahrhunderte lang wurde der English Setter wie alle anderen Setterrassen darauf selektiert, möglichst effizient, ausdauernd und selbstständig Beute aufzuspüren und bei Erfolg dies dem Jäger durch Vorstehen anzuzeigen.

Eine gute Nase ist somit für den Setter ausschlaggebend. Natürlich aber auch ein starker Jagdtrieb.

Also ein Jäger durch und durch? Deshalb für das Familienleben eher ungeeignet? Nein - denn das Eine muss das Andere nicht zwangsläufig ausschließen.

familienFamilienhunde sollen sich aufgrund ihres Wesens gut in die Familie einfügen, besonders kinderfreundlich sein, ein geringes Aggressionspotential haben, keine übermäßig hohen Ansprüche an Bewegung und Haltung stellen, eine möglichst hohe Lebenserwartung haben und robust sein.

English Setter erfüllen einen gewissen Teil dieser Ansprüche: Es sind freundliche, sanftmütige, ausgeglichene Hunde; eine hohe Sozialverträglichkeit und Gesundheit kennzeichnen die Rasse überdies. Jedoch besitzt der English Setter das, was für Familienhunde unerwünscht ist und oftmals abgelehnt wird: Jagdtrieb und damit einhergehend einen hohen Bewegungsdrang.

Ein Dilemma für die Rasse. So soll der English Setter einerseits die Ansprüche an einen Jagdhund erfüllen, typische und unverwechselbare Eigenschaften besitzen, aber andererseits auch die o.g. Ansprüche als unkomplizierter Freizeitbegleiter haben.

Jagdhunde verfügen wünschenswerterweise über folgende Eigenschaften:

jagd- und familienhundDressierbarkeit – Ein guter Jagdhund ist aufmerksam, lernwillig und -fähig und wird nicht ausschließlich von seinen Trieben beherrscht; er ist kontrollierbar. Was sollte ein Jäger mit einem Hund anfangen, der sich nicht zur gewünschten Arbeit anleiten lässt und stattdessen nur auf  Hetzen, Greifen und Töten ausgerichtet ist?

Führigkeit – Trotz seines Jagdtriebes sollte ein guter Jagdhund die Bereitschaft mitbringen, mit „seinem“ Menschen zusammenarbeiten zu wollen – Stichwort: "will to please" = der Wunsch, es seinem Führer recht zu machen

Intelligenz und Lernfreude – als Jagdhelfer des Menschen besitzt der gute Jagdhund die Fähigkeit, Kenntnisse zu erwerben, zu lernen und sie auch in neuen Situationen erfolgreich anzuwenden.

Leistungsfähigkeit – nur der körperlich gesunde und geistig rege Jagdhund kann auf der Jagd Höchstleistungen erbringen.

Wesensfestigkeit – nur derjenige Hund, der über  ein ausgeglichenes Wesen verfügt, ist in der Lage, auf ungewohnte Situationen und Geräusche gelassen zu reagieren.

All diese Charaktereigenschaften, die der English Setter als professioneller Jäger mit sich bringt, sind durchaus auch für den Familien- oder Begleithund wichtig und prädestinieren ihn: Ein Hund, der Spaß am Lernen, Arbeiten und an Problemlösungen hat, ist nicht nur leichter zu erziehen, er ist auch ein treuer und aufmerksamer Freund, der bereit ist, sich zu integrieren und anzupassen.

Wenn man seinem Anspruch auf reichlich Bewegung sowie ständiger geistiger Beanspruchung durch Lernen und Ausbilden gerecht wird, kann der English Setter auch als reiner Familienhund gehalten werden. Bei jedem Spaziergang sollten sowohl Freilauf als auch Gehorsamsübungen und Unterordnung eingeflochten werden. Allein physische Belastung füllt den English Setter nicht aus. Er will seinem Herrchen gefallen und die ihm gestellten Aufgaben perfekt erfüllen.

Wie muss nun die Frage aller Fragen richtig beantwortet werden?
Ist der English Setter denn nun ein Jagd- oder Familienhund?

Tief in der Brust des English Setters schlagen zwei Herzen: Im Feld ist er ein ausdauernder Jäger und Arbeiter, doch zu Hause ist er ein lieber, sanftmütiger und sehr gelassener Familien- und Begleithund. Während der English Setter im Feld vollkommen konzentriert oder sogar etwas angespannt erscheint, so ist er in seinem vertrauten Heim das totale Gegenteil: Ruhig und anschmiegsam, ja sogar ein wenig verträumt.

Folglich ist der English Setter beides, denn er kann alle Ansprüche, die man an ihn als Jagdhund und als Familienhund stellt, erfüllen. Wenn man jedoch bei der Zucht auf den jagdlichen Aspekt dieser Hunderasse verzichtet, verzichtet man auch auf die oben genannten Eigenschaften, die den English Setter wertvoll machen und sein Wesen maßgeblich auszeichnen.

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